wichtige Grundlagen und Begriffe
Kreuztörn:
Wird ein Seil so abgeknickt oder verdreht, dass sich das Seil dabei überkreuzt, entsteht ein Kreuztörn. Das dadurch gebildete "Loch" nennt man Auge.
Bucht:
Wird ein Seil U-förmig abgeknickt, entsteht eine Bucht. Im Gegensatz zum Kreuztörn überkreuzt sich bei einer Bucht das Seil nicht.
Auge:
"Jedes vom Seil umschlossene Loch ist ein Auge."
[1] Ein Auge kann lose gelegt sein (Kreuztörn), fest stehen (Schlaufenknoten, Augspleiß) oder aber auch zuziehend sein (Schlinge).
Schlinge und Schlaufe:
Bildet ein Knoten ein Auge mit variabler Größe (zuziehend), ist dies eine Schlinge (z.B. Spierenstichschlinge, Slipschlinge). Im Gegensatz dazu hat das Auge bei einer Schlaufe jedoch eine feste Größe, ist also nicht zuziehend (z.B. Palstek, Achterschlaufe).
Loses und stehendes Ende:
Das stehende Ende eines Seiles steht, oder wird später unter Last stehen. Deshalb wird es auch als Lastseil bezeichnet. Das unbelastete, meist kürzere Ende ist das lose Ende und wird auch Zugseil genannt. Um der Gefahr des Durchrutschens zu begegnen, muss der Überstand des losen Endes bei allen Knoten mindestens das 10-fache des Seildurchmessers betragen. Bei einem üblichen 11mm-Seil wäre der grobe Richtwert also mindestens ca. eine Handbreite.
Bruchlastreduzierung:
Jeder Knoten im Seil, aber auch andere Endverbindungen wie Spleiße oder Vernähungen, verringern dessen Belastbarkeit! Ausgangswert ist dabei die maximale Belastbarkeit des Einzelseilstrangs, welche bei den im Fachbereich Industrieklettern verwendeten halbstatischen Kernmantelseilen bei mindestens 22KN liegen muss. Wird das Seil nun in einem Knoten gebogen, dann entstehen dort Druck- und Zugzonen im Seilquerschnitt. Es steht weniger tragender Querschnitt für die Lastaufnahme zur Verfügung, die Bruchlast verringert sich erheblich. Je enger der Biegeradius, desto geringer wird die Festigkeit. Die Werte für die Bruchlastreduzierung sind deshalb von Knoten zu Knoten unterschiedlich, typisch sind Werte zwischen 30% und 50%. Die Bruchlastreduzierung ist mit ein Grund dafür, dass für jede Anwendung nur bestimmte Knoten zugelassen sind.
Gelegter und gesteckter Knoten:
Man spricht von einem gelegten Knoten, wenn dieser an einer beliebigen Stelle, also auch mitten im Seil, gebunden wird. Ein gesteckter Knoten entsteht durch fädeln mit dem losen Ende, i.d.R. am Seilende. Beispiel: Der Achterknoten kann sowohl mit dem losen Ende gesteckt
(Gesteckter Achterknoten), als auch mitten im Seil gelegt werden
(Gelegter Achterknoten).
Sicherungsknoten:
Zur Sicherung gegen unbeabsichtigtes Öffnen oder Lösen sind Anschlag- und Einbindeknoten in der Personensicherung zusätzlich mit einem Sicherungsknoten zu versehen. Der standardmäßige Sicherungsknoten ist die
Spierenstichsicherung.
Seilendknoten:
Tragseil und Sicherungseil müssen mit einem Seilendknoten versehen werden. Der Endknoten darf niemals vergessen werden! Dieser wird zum rettenden Stopper, bevor das Seilende durch das Sicherungsgerät oder den Klemmknoten rutscht. Ein sicherer und deshalb unser standardmäßiger Seilendknoten ist der
Spierenstich
Knotenbild:
Bei allen Knoten ist ein sauberes Knotenbild sehr wichtig. Ein typisches Beispiel ist der
Achterknoten, bei dem die Seilstränge im Knoten parallel zueinander verlaufen müssen. Haben sich beim Binden Kreuzungen gebildet, so sind diese zu ordnen. Dies kostet zwar mitunter etwas Zeit, jedoch gewährleistet ein sauberes Knotenbild, dass falsche Knoten schnell erkannt werden. Außerdem lassen sich sauber gebundene Knoten leichter lösen und es entsteht keine unnötige zusätzliche Bruchlastreduzierung.
Aufbau eines Kernmantelseiles:
Kernmantelseile sind in einer Kern-Mantel-Konstruktion aus Kunststofffasern aufgebaut. Die Last wird vom Kern aufgenommen, welcher selbst aus unzähligen und mehrfach miteinander verflochtenen oder verdrehten dünnen Einzelfasern besteht. Der Kern ist von einem schützenden Mantel umgeben. Im Fachbereich Industrieklettern werden für das Trag- und Sicherungssystem standardmäßig dehnungsarme Statikseile (EN 1891) verwendet. Dynamikseile mit hohen Dehnungswerten (EN 892), wie sie z.B. beim Sportklettern genutzt werden, dürfen nur in Ausnahmesituationen zum Einsatz gebracht werden.
[1] Lingens, Dirk: Baumknoten für Kletterer und Bodenleute. 4. Auflage. Schlauverlag, Stockelsdorf 2009, S.7